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Asthma und Triathlon- Part 2

Nachdem sich mein letzter Blogbeitrag eher mit meinem Asthma generell auseinandergesetzt hat, möchte ich im folgenden Text auf die Auswirkungen meiner Krankheit auf das Triathlontraining eingehen und auf diese Weise anderen Leidensgenossen Wege aufzuzeigen, wie sie trotz der Krankheit sportliche aber auch selbstwertdienliche Erfolge erzielen können.


Ausdauersport ist gut für Asthmatiker

Generell kann man festhalten, dass aerober Ausdauersport günstig für Asthmatiker ist. Ab einer gewissen höheren Belastungsintensität, meist ab der anaeroben Schwelle und höher, führt die Belastung jedoch entweder direkt oder etliche Stunden später häufig zu asthmatischen Beschwerden , was leider auch bei mir der Fall ist. Ab diesem Punkt wird der Sport für den Asthmatiker also gesundheitsschädlich, was nicht der Sinn der Sache sein kann. Da ich meinen Körper mittlerweile gut kenne und auch gute Tagesprognosen hinsichtlich meiner Anfälligkeit für asthmatische Probleme treffen kann, gelingt es mir meist ein Training durchzuführen, welches mir hilft, mein Leistungsniveau zu steigern und zugleich symptomfrei zu bleiben.


Bikepackingtour 2022 München-Leipzig- lang, aber kein Problem


Wie schaut jetzt also mein asthmaangepasstes Training aus?

Im Schwimmtraining habe ich tatsächlich am wenigsten Beeinträchtigungen durch mein Asthma. Dies liegt daran, dass der Atemrhythmus beim Schwimmen vorgegeben ist und man sehr bewusst ausatmen muss, sodass die sonst übliche Überblähung der Lunge nicht so schnell entstehen kann. Wenn bisher Probleme beim Schwimmtraining entstanden sind, dann wirklich nur bei wiederholten, hochintensiven Belastungen einer Länge von 1-2 min.

Beim Radtraining muss ich leider schon etwas mehr Rücksicht auf die Gegebenheiten meiner Krankheit nehmen. Gar kein Problem stellen sowohl kürzere als längere Radfahrten im lockeren Bereich dar. Relativ gut vertrage ich auch GA2- und Sweetspot-Intervalle. Kürzere hochintensive Belastungen bis zu 30 Sekunden Länge toleriert meine Lunge ebenso, wenn die Pausenzeiten zwischen diesen Belastungen nicht zu kurz sind. Etwas problematischer gestalten sich Belastungen an und leicht über der Schwelle, wobei diese durch eine längere Erwärmung, leicht längere Pausenzeiten und ein gleichmäßiges Pacing ebenfalls noch gut absolviert werden können. Mit Hilfe dieser versuche ich, mein Leistungsniveau allmählich anzuheben. Schwer möglich sind hingegen sogenannte HIT-Belastungen, meist VO2max-Intervallen einer Länge von 2-8min, da ich bei diesen recht schnell asthmatisch werde, weswegen ich auf dem Rad nur wenig bis gar kein klassisches HIT-Training durchführe.

Beim Lauftraining entstehen leider die meisten Probleme, weshalb ich hier am wenigsten intensiv trainieren kann, was meiner Ansicht nach auch zum Teil erklärt, warum das Laufen meine schwächste Disziplin im Triathlon ist. Ich führe mir die größten Probleme beim Laufen darauf zurück, dass man einen höheren Puls hat und daher auch die Atmung stärker beschleunigt ist, was das kontrollierte Ausatmen erschwert, wodurch wiederum asthmatische Beschwerden begünstigt werden. Daher gestaltet sich das Training ähnlich wie beim Radfahren. Längere hochintensive Belastungen versuche ich zu vermeiden, wohingegen lange lockere und mittelintensive Läufe gut durchführbar sind. Leider entstehen beim Lauftraining die Beschwerden aber auch schon bei Belastungen leicht unter oder an meiner anaeroben Schwelle, sodass ich noch einmal etwas eingeschränkter bin. Dennoch versuche ich, circa einmal wöchentlich zumindest im Bereich der Schwelle einige Belastungszeit zu kumulieren, indem ich Tempowechselläufe, bei denen ich mich dann beispielsweise 4min an der Schwelle bewege und anschließend 5min locker laufe, einbaue, um eine Leistungssteigerung zu erzielen und meine Asthmatoleranz zu erhöhen.

Im Krafttraining beeinträchtigt mich meine Krankheit glücklicherweise nicht. Dennoch ist auch Krafttraining für den Asthmatiker wichtig, um eine gut ausgebildete Brust- und Rückenmuskulatur zu erhalten, die auch Einfluss auf die Ausprägung des Krankheitsbildes hat. Noch wichtiger ist in meinen Augen aber auch das Beweglichkeitstraining, da dieses dazu beiträgt, dass die Muskeln gerade im Brustwirbelsäulen- und Bauchmuskelbereich nicht zu sehr verspannen und verkürzen, da tatsächlich auch muskuläre Verspannungen das Asthma begünstigen.


Erlangen Triathlon 2022- heiß, aber kein Problem


Asthma und Triathlonwettkämpfe

Für den Laien schwer zu begreifen, für den Asthamtiker jedoch logisch, ist ein Ironman für mich die Belastung, die am wenigsten Asthmaprobleme auslöst, weil bei diesem die Belastungsintensität immer unterschwellig ist. Größere Probleme bereiten mir dagegen die Sprint- und die Olympische Distanz sowie Wettkampfläufe von 3km bis 21km Länge, da ich bei diesen über einen langen Zeitraum an oder über meiner anaeroben Schwelle arbeiten muss. Daher bestreite ich pro Jahr maximal 2-3 solcher Wettkämpfe, bei denen ich schon im Voraus weiß, dass ich Probleme im Nachgang haben werden. Dies mag für euch jetzt unverständlich klingen, aber gelegentlich möchte ich auch mal schauen, was möglich ist, wenn ich Vollgas gebe. Ich betrachte diese Wettkämpfe dann als etwas, was für andere beispielsweise ein Saufabend mit Kumpels ist. Man weiß, dass es nicht gut ist, möchte es aber trotzdem machen. Prophylaktisch nehme ich vor einer solchen Belastung einen Bronchialerweiterer. Nach der Belastung inhaliere ich schnellstmöglich Kortison und Salbutamol, ab und an nehme ich am Folgetag auch einmal eine Kortisontablette, um die aufkeimende Entzündung rasch zu unterdrücken. Meist sind die Probleme dann nach zwei bis drei Tagen Geschichte. Dennoch ist mir bewusst, dass ich in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild bin, da ich meiner Gesundheit kurzfristig bewusst schade. Insgesamt würde ich aber dennoch behaupten, dass der Sport Triathlon insgesamt ein deutlicher gesundheitlicher Mehrgewinn ist, da ich meine Lungenkapazität extrem gut verbessere.


Sprintdistanz Beilngries- kleines Asthmaproblem


Asthma und Triathlon- Na klar!

Zusammenfassend kann man sagen, dass ich trotz meiner Krankheit den Triathlonsport auf einem recht ambitionierten Niveau betreiben kann, wenngleich ich manchmal davon genervt bin, dass mich die Krankheit in einiger Hinsicht auch einschränkt und davon abhält, ein noch höheres Leistungsniveau zu erzielen. So ist meine maximale Sauerstoffaufnahme durch die Krankheit begrenzt und leider kann ich durch das kaum vorhandene HIT-Training nicht alles an Entwicklungsmöglichkeiten ausreizen. Eines sollte euch aber nun klar sein. Hochleistungsausdauersport mit klassischem Asthma bronchiale, wie es bei mir vorliegt, ist nicht möglich. Daher bin ich bei allen vermeintlichen Asthmatikern im z.B. Radsport äußerst skeptisch, ob es möglich ist. Wenn es möglich ist, dann meiner Meinung nach nur mit einer dauerhaften Einnahme von oralem Kortison. Da dieses systemische Kortison aber mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden ist, versuche ich lieber, mit den mir gegebenen Möglichkeiten das Beste aus mir herauszuholen, was mir auch gelingt und worauf ich sehr stolz bin.


Wenn ihr Fragen zum Thema habt, meldet euch gerne. Vielleicht gibt es ja auch unter euch den ein oder anderen Asthmatiker, der es mal mit Triathlon probieren will.

Euer AF


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