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Alles und nichts

Rückblick auf mein Sportjahr 2020.





Als ich am 22.02.2020 ziemlich erkältet im Flugzeug nach Mallorca saß, war ich noch felsenfest davon überzeugt, wenige Monate später meinen ersten Ironman in Frankfurt bestreiten zu können. Ihr könnt euch nicht ausmalen, wie sehr mich diese erneute Erkältung ärgerte, schließlich war ich doch gerade in der Vorbereitung auf diesen einen Tag, auf den ich seit drei Jahren hin fieberte und hin arbeitete. Doch wie ihr alle wisst: es sollte alles anders kommen.


Die letzten Tage in der (alten) Normalität


„Dieses Coronavirus, das ist doch pure Hysterie. Das ist nur eine Erkältung.

Dieses Zitat stammt von meinem Vater, einem Arzt, und seit beinahe 35 Jahren im Geschäft. Geäußert hat er dies nämlich wenige Tage später bei einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden aus Mallorca. Warum sollte man sich auch beunruhigen? Das ist doch weit weg, irgendwo in China. Doch nur zwei Tage später bei meinem Abflug durfte ich mich über einige Menschen wundern, die mit Handschuhen und Maske ausgerüstet den Kontakt zu anderen Passagieren bewusst mieden. Ich muss gestehen, dass mir dies doch ziemlich befremdlich vorkam und ich diese Personen für hysterisch und panisch erachtete. In der darauffolgenden Woche durfte ich dann mit meinen Schülerinnen und Schülern auf Skikurs nach Österreich fahren. Die letzte Woche in Normalität, doch die besorgniserregenden Meldungen rund um das Coronavirus nahmen an Fahrt auf, sodass eine Woche später am 15.03 beschlossen wurde, alle Schulen für mindestens fünf Wochen zu schließen.


Euphorie im Lockdown

Auch wenn es komisch klingt, ich fand das erst einmal super. Aufgrund dessen, dass für die Schülerinnen und Schüler lediglich Arbeitsaufträge via Internet zu Verfügung gestellt werden mussten, war plötzlich viel Zeit für den Sport vorhanden, sehr viel Zeit. Und das Beste daran war, dass der ganze Sport mit keinerlei Stress verbunden war und man die ganzen Einheiten auch noch vollständig regenerieren konnte, was sonst mit einem Vollzeitjob nicht häufig gelingt. Also stürzte ich mich ins Training, anstatt montags acht Stunden Unterricht am Stück von 8 Uhr an zu erteilen, konnte ich etwas länger schlafen, bevor im Laufe des Tages nach getaner Arbeit eine vierstündige Einheit auf dem neuen Zeitfahrrad mit anschließendem Koppellauf anstand. Life could be worse. Außerdem war ich in anfänglicher Naivität natürlich ganz sicher, dass auch der Ironman noch stattfinden würde und ich die nun vorhandene Zeit bestens nutzen sollte. Ich weiß natürlich auch, dass ich als verbeamteter Lehrer in einer besonders privilegierten Position war, da ich im Gegensatz zu vielen anderen Menschen keine Existenzsorgen zu tragen hatte.


Verschiebung bzw. Absage des Ironman Frankfurt


„Bis in fünf Wochen”

Auf diese Weise verabschiedete ich mich von meiner von mir sehr geschätzten zehnten Klasse am letzten Tag vor der Schulschließung. Ich sollte sie erst nach den Pfingstferien wiedersehen, denn das Unvorstellbare war eingetreten. Das Coronavirus entwickelte sich zur Ursache einer weltweiten Krise mit erheblichen Einschränkungen auf der ganzen Welt. Es gab durchaus schon Krisen während meiner Lebenszeit, doch waren diese meist weit weg, meist in Afrika oder dem Nahen Osten, sodass das eigene Leben eigentlich nie beeinträchtigt war. Auf einmal durfte man niemanden mehr treffen, war seiner Reisefreiheit beraubt und Sportveranstaltungen, sogar die Bundesliga, fanden nicht mehr statt. Nichtsdestotrotz ging es mir gut und selbst die Verschiebung des Ironman Frankfurt, die einer Absage für 2020 gleichkam, konnte mir meine Stimmung nicht vermiesen. Eigentlich komisch, oder? Da arbeitet man drei Jahre auf diesen einen Wettkampf hin und ist bei der Absage nicht einmal wirklich traurig.


Sport ist alles...

Warum ich nicht traurig war, lässt sich letztlich aber doch einfach beantworten. Ich liebe meinen Sport, ich sehe den Sport in gewisser Weise als meine Berufung an. Ich mache Triathlon um des Sportes willen und nicht aus extrinsischer Motivation heraus. Insofern ist Sport alles für mich, da er mir eine innere Befriedigung und Zufriedenheit und das Gefühl von wirklicher Freiheit verleiht. Ein Flowerleben, das ich zwar sicher auch bei Wettkämpfen erlebe. Doch für dieses Flowerleben brauche ich diese Wettkämpfe nicht um jeden Preis, eine gute Erkenntnis, wie ich finde. Für mich zeichnet sich ein wahrer Sportler seitdem nicht durch gute Leistung aus, sondern durch Leidenschaft für die Sache. Dennoch setzte ich mir während des Lockdowns ein kleines Highlight, indem ich einen Marathon um die Regattastrecke Oberschleißheim absolvierte und dabei eine neue Bestzeit von 3h14min aufstellte, ohne mich völlig aus dem Leben zu schießen.


...und nichts


Tatsächlich durfte ich mich dann doch noch bei zwei Triathlons und einem Halbmarathon in 1h 26min wettkampfmäßig austoben, was mir große Freude bereitete. Dennoch war 2020 auch ein Jahr, das mir aufzeigte, dass der Sport auf der einen Seite alles, aber zugleich auch nichts ist. Zwei Erkältungen im Januar und Februar, zwei Radstürze mit zahlreichen Prellungen, eine Nebenhöhlenentzündung im Juni und schließlich eine bakterielle Infektion, die mein Sportjahr 2020 bereits Ende Oktober enden ließ, führten dazu, dass ich häufig zur Zwangsruhe verdonnert war. Ich gestehe, dass gerade die letzten zwei Monate psychisch nicht einfach für mich waren. Jedoch konnte ich aus meinen Zwangspausen lernen, dass der Sport zwar verdammt wichtig für mich ist, aber am Ende des Tages doch nichts ist, da er nur mit Gesundheit zu bewerkstelligen ist. Allzu oft vergessen wir, dass Gesundsein nichts Selbstverständliches ist, sondern ein Segen, für den wir jeden Tag dankbar sein sollten. Ohne Gesundheit können wir langfristig nicht überleben, ohne Gesundheit sind wir nichts, ohne Gesundheit ist Sport nichts und nur mit Gesundheit kann Sport wieder alles sein. Daher sollten wir alle auf die Gesundheit von uns selbst und unseren Mitmenschen achten und vermeintlich Wichtigerem weniger Bedeutung zukommen lassen, da letztlich alles endet, mal früher, mal später...

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