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Freiheit pur...Bikepackingtour München-Leipzig

Als ich im Herbst vergangenen Jahres die Einladung zur Hochzeit von meiner alten guten Studienfreundin Julia und ihrem heutigen Mann Patrick in Leipzig bekam, unterhielt ich mich mit meiner Freundin, wie wir es mit der Anreise machen sollten. Meine Freundin dachte sofort an den Zug oder das Auto, mir kam aber recht schnell das Fahrrad, um genau zu sein, das Zeitfahrrad in den Sinn. Also gab ich auf komoot erst einmal die Route München-Leipzig ein, auf direkter Strecke wären es 476km gewesen. Für mich war sofort klar, dass ich meine spontane Idee auch in die Wirklichkeit umsetzen wollen würde und gab daher meiner Freundin Ulrike zu verstehen, dass wir nur die Rückfahrt von Leipzig gemeinsam im Zug bestreiten würden. Uli erklärte mich mal wieder für verrückt, aber wusste natürlich auch, dass sie mich sowieso nicht abhalten können würde, weshalb sie kurz darauf gemeinsam mit mir in die Planungen eingestiegen ist. Neben der Routenplanung war es wichtig, eine Transportmöglichkeit für mein Hab und Gut aufzutreiben, auch wenn ich natürlich so wenig wie möglich mitnehmen wollte. Nach langer Suche entschied ich mich letztlich für einen Backloader von Waterfly mit einem Fassungsvermögen von 10 Litern.



Zunächst einmal wollte ich die Tour nicht in einem Stück fahren, sondern in mehreren Etappen, um einerseits einen guten Trainingsreiz zu haben, andererseits aber auch in sozialer und kulureller Hinsicht etwas zu erleben. Also überlegte ich, an welchen Orten ich am besten übernachten könnte. Mein erste Etappe über 180km führte mich über Schrobenhausen, Eichstätt und Roth nach Nürnberg. Die ersten knapp 100km bis Eichstätt vergingen wie im Flug und der Tacho zeigte einen Schnitt von 34km/h an. Doch dann kam der Eichstätter Berg, der mir irgendwie recht unerwartet viel Energie kostete, und von dem anfänglichen Fluss schien danach nicht mehr viel übrig, zumal auch das hügelige Terrain kaum einen Rhythmus entstehen ließ. Zudem schlug nun allmählich die Hitze zu, sodass ich mir in Roth noch einmal eine längere Getränkepause genehmigte. Besonders aufregend war dabei, dass ich auf dem Weg nach Roth zum Teil auf Strecken der Challengeserie unterwegs war, was bei mir ein richtiges Kribbeln erzeugte, da ich im August ja bereits für 2023 angemeldet war. Die letzten 30 Kilometer bis in die Nürnberger Innenstadt waren tatsächlich der unangenehmste Teil der gesamten drei Tage, da der Verkehr sehr dicht war und ich gefühlt permanent an Ampeln halten musste. Entschädigt wurde ich dann aber durch das Wiedersehen mit meiner ehemaligen Kollegin aus Neusäß, Frau Bock, die mich mit einem alkoholfreien Bier begrüßte, und anschließend in der Osteria mit mir eine große Pizza aß. Zudem sind wir noch durch die Nürnberger Altstadt gelaufen, haben ein Eis zusammen gegessen und uns auf den neuesten Stand gebracht. Gegen 18.30 Uhr verabschiedete ich mich von Katharina und machte mich auf zu meiner Übernachtungsmöglichkeit bei Simon Neuf. Simon ist ein alter Studienkollege von mir, ein wirklich verrückter, aber total sympathischer Typ, mit dem ich mich gemeinsam und mit großem Erfolg auf das Turnexamen 2015 vorbereitet habe. Dass wir uns gegenseitig zum Spaß siezen, sagt schon einiges über unsere Freundschaft aus. Man muss Simon auf jeden Fall mal erlebt haben. Abends zogen wir noch einmal in die Stadt und aßen in einem typisch fränkischen Restaurant gemeinsam zu Abend. Auf einmal klingelte mein Handy und ich hatte eine Nachricht von Sabrina auf meinem Handy. Sabrina hatte mich gerade in Nürnberg gesehen, ich hatte sie aber leider nicht wahrgenommen. Weil ich Sabrina lange nicht mehr gesehen hatte, entschieden Simon und ich uns spontan, uns noch auf ein Getränk mit ihr zu verabreden, ehe ich mich nach einem langen anstrengenden Tag schlafen legte.



Am nächsten Morgen musste Simon zur Arbeit und ich machte mich auf zu meiner zweiten Etappe über 120km durch die Fränkische Schweiz bis nach Kronach beziehungsweise Stockheim. Auch Kronach war als Etappe ganz bewusst ausgewählt, da ich dort von 2017 bis 2019 mein Referendariat absolvierte und ich daher viele Erinnerungen an meine Zeit dort habe. Die Etappe bot vor allem landschaftlich Highlights und auch einige Anstiege, von denen die meisten aber sehr gut zu bewältigen waren. Schließlich gelangte ich nach Burgkunststadt und ich wusste, dass in dieser Stadt ein wirklich harter Anstieg auf mich wartete. Etwa 2km mit durchschnittlich 13 Prozent, aber irgendwie wuchtete ich mich hoch und in der Abfahrt hatte ich schon den ersten Blick auf Kronach. In Kronach angekommen schaute ich kurz am Kaspar-Zeuß-Gymnasium vorbei und begab mich danach in die Innenstadt, um zu Mittag zu essen. Für 14 Uhr war ich dann mit meinem Referendariatskollegen Maximilian Queck verabredet, der gemeinsam mit seiner Freundin Hannah in Stockheim wohnt. Max ist ein wirklich mutiger Mensch, der immer weiß, was er will, wofür ich ihn bewundere. So hat er beispielsweise seine Planstelle in Vaterstetten aufgegeben, um wieder in Kronach leben zu können, seiner Heimat.Auch zu Stockheim habe ich eine besondere Beziehung, da ich in diesem Dorf für ein halbes Jahr während meiner Zeit in Kronach lebte. Kurioserweise lebt Max nun direkt gegenüber dem Haus, in dem ich damals wohnte. In Stockheim angekommen wurde ich sehr freundlich empfangen, wir aßen gemeinsam Kuchen, brachten uns auf den neuesten Stand und ließen alte Zeiten wieder aufleben. Besonders schön war es auch, dass wir nachmittags noch auf die Kronacher Burg gingen und anschließend mit Friedrich Edelmann, ebenfalls ein ehemaliger Refkollege, gemeinsam beim Inder und der Karibikbar waren. Beide Locations sind übrigens sehr zu empfehlen.



Am nächsten Morgen bereiteten mir Max und Hannah noch ein reichhaltiges Frühstück. Gegen 7.30 Uhr brach ich auf für meine letzte Etappe nach Leipzig, die mich über Saalfeld und Gera führte. Für diesen Tag waren Temperaturen um die 38 Grad gemeldet, was auch meine frühe Abfahrtszeit erklärt. Daher wollte ich die zahlreichen Höhenmeter, die insbesondere zu Beginn im Frankenwald zu bewältigen waren, schnell hinter mich bringen. Komischerweise hatte ich am dritten Tag die besten Beine und die Hitze setzte mir lange nicht sonderlich zu. Auf den letzten 30 flachen Kilometern nach Leipzig litt ich dann doch etwas unter der Hitze, aber meine Vorfreude, gleich in Leipzig anzukommen, war ungebrochen, sodass ich die Stadt schließlich gegen 14.30 Uhr erreichte. Vor allem die Einfahrt nach Leipzig war überwältigend, da mir bewusst wurde, was ich in den letzten Tag geleistet hatte. Ich war einfach stolz, 480km in drei Tagen aus eigener Kraft mit dem Fahrrad geschafft zu haben. Gegen 16 Uhr kam auch Ulrike mit dem Zug an und wir besichtigten die Stadt in den folgenden Tagen. Das Highlight war natürlich die erinnerungswürdige Hochzeit von Patrick und Julia, bei der meine Anreise mit dem Rad aber auch besondere Erwähnung fand und mir direkt half, mit anderen Hochzeitsgästen ins Gespräch zu kommen.

Mein Fazit zu dem ganzen Projekt fällt durchweg positiv aus. Meine dreitägige Bikepackingtour wird mir immer in Erinnerung bleiben. Das Gefühl der Freiheit, welches man bei so einer Tour erlebt, ist wirklich unbeschreiblich. Auch das erhöhte Selbstwertgefühl, welches durch den Stolz auf die eigene sportliche Leistung entsteht, ist ein großer Mehrwert. Besonders schön war für mich auch die Kombination aus Sport und sozialen Kontakten. So habe ich, wie oben beschrieben, für meine Stationen bewusst Orte gewählt, zu denen ich einen Bezug hatte und an denen ich Freunde hatte, die ich teils lange Zeit nicht gesehen habe. Gelernt habe ich des Weiteren, mich bei Reisen auf das Nötigste zu beschränken. Wollt ihr wissen, was ich in meinem Backloader hatte? Eine Unterhose, ein Paar Socken, eine kurze Hose, ein T-Shirt, Straßenschuhe, Zahnbürste, Ladekabel, Handy, Geldbeutel, Medikamente. Wirklich nur das Nötigste und ich hatte dennoch drei der schönsten Tage in meinem Leben. Daher meine Botschaft an euch: Geht raus ,zieht verrückte Dinge durch und lasst euch nicht beirren. Denn daraus entstehen die besten Erlebnisse und Erinnerungen, die uns Menschen Identität verleihen.

Bis bald!

Euer AF

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