Racerezension Challenge Almere-Amsterdam
Bei der Challenge Almere-Amsterdam war ich bereits zweimal am Start, einmal 2018 über die Mitteldistanz und einmal 2022 über die Langdistanz.
Das Rennen startet im sogenannten Weerwater direkt an der sogenannten Esplanade im Zentrum der Amsterdamer Vorstadt Almere. Die Schwimmstrecke besteht auf der Langdistanz aus einem 2-Runden-Kurs, der im Uhrzeigersinn zu absolvieren ist. Insgesamt würde ich die Schwimmstrecke als schnell und angenehm zu schwimmen einschätzen. Man startet mit einem Massenstart aus dem Wasser heraus und kann sich in dem Gewässer recht gut orientieren, da man an Land markante Punkte wie einen Leuchtturm, ein Hochhaus und das Ufer inklusive Zielbereich gut anvisieren kann. Ein Problem gibt es aber bei der Schwimmstrecke. Sobald man von der Ideallinie abweicht, wird man sich recht schnell mit Seetang und Wasserschlingpflanzen plagen müssen, welche reichlich in dem recht flachen Weerwater wachsen. Einmal darin verheddert, kostet es erstmal einiges an Kraft, sich daraus zu befreien und man verliert seinen Flow. Der Veranstalter tut sein Bestes, um dem Problem Herr zu werden, allerdings ist eine völlige Befreiung des Gewässers von den Wasserschlingpflanzen schlichtweg nicht möglich. Insgesamt würde ich das Schwimmen in Almere aber als durchaus positiv beschreiben, was vielleicht auch an meiner guten Schwimmzeit dort liegen könnte...
Die Wechselzone führt die Athleten durch ein Wechselzelt und anschließend in eine in meinen Augen zu lange Wechselzone. Allerdings ist dies bei größeren Rennen sehr häufig der Fall, was auf die immer größer werdenden Teilnehmerzahlen zurückzuführen ist, und daher kaum zu vermeiden. Die Radstrecke ist auf den ersten 15 Kilometern etwas enttäuschend und nicht so schnell, wie es bei einer komplett flachen Strecke zu erwarten wäre. Dies liegt an einigen Kurven, Radwegpassagen und einem etwa 200m langen Kopfsteinpflaster, auf dem man auch mal leicht seine Verpflegung verlieren kann. Im Anschluss folgt ein fast 40km langes Teilstück mit gutem Straßenbelag am Meer. Wenn der Wind günstig steht wie 2018 kann man richtig Spaß haben, wenn der Wind von vorne kommt, dann muss man sich sehr klein machen und muss kämpfen. Nach diesem technisch wenig anspruchsvollen Teil geht es über Nebenstraßen und Radwege, die teilweise recht eng sind, zurück in Richtung Almere. Ist man auf der Mitteldistanz unterwegs, geht es über den Zubringer zurück in die Wechselzone. Ist man Langdistanzathlet kommt eine zweite Radrunde, sodass man am Ende 181,5km auf dem Tacho hat.
Mein Fazit zur Radstrecke ist daher durchmischt. Einerseits bietet die Strecke landschaftliche Highlights mit gutem Straßenbelag und schnellen Passagen, andererseits ist sie sehr windanfällig und kann dadurch viel Kraft kosten. Zudem sollte man in Almere auch immer mal mit Regen und nassen rutschigen Bedingungen rechnen, weswegen es von Vorteil ist, sich im Training auf solche Bedingungen vorzubereiten. Sehr positiv ist die Versorgung mit Gels, Wasser, Iso, etc, die etwa alle 22,5 km erfolgt. Bei dieser merkt man auch, dass die Volunteers in Almere wissen, was sie tun.
Nach der zweiten zu langen Wechselzone geht es dann zum Laufen. Hier sind 6 Runden von einer Länge von 7km zu absolvieren. Die Laufstrecke führt quasi einmal um das Weerwater herum, ist komplett asphaltiert und insgesamt flach. Die Versorgung ist auch beim Laufen nahezu ideal, was beim abschließenden Marathon auf der Marathondistanz von entscheidender Bedeutung ist. Besonders schön ist, dass es jede Runde mehrere Hotspots mit motivierender Musik gibt und auch im Stadion ist auf den Tribünen ausgelassene Stimmung, sodass man als Sportler sehr gut durch Schwächephasen getragen wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Zieleinlauf, der sehr stimmungsvoll und emotional war.
Aus organisatorischer Hinsicht gibt es vom reinen Rennablauf her wenig Kritikpunkte, wenn man von den ersten 15km der Radstrecke absieht. Im Vorfeld gab es jedoch ein paar Dinge, die besser hätten gelöst werden können. So wurde die Pastaparty abgesagt und stattdessen mit niederländischen Snacks bei der Begrüßung geworben. Diese waren zwar da, aber teilweise kaum zu entdecken, und konnten sicherlich keine Pastaparty mit ihrem sozialen Aspekt ersetzen. Auch die Tatsache, dass die Startnummer nicht rechtzeitig geliefert wurden und daher ein Rennen ohne Bibnumber stattfand, sollte einem Großveranstalter wie der Challenge Family nicht passieren. Zugleich möchte ich die große Triathlonparty, die in Almere gefeiert wird, in den Vordergrund rücken. Im Gegensatz zu einem Rennen wie Samorin gibt es in Almere eine Triathlontradition, was die hohe Anzahl an Volunteers und Fans an der Strecke erklärt. Die Stimmung ist vom ersten Moment an auf einem hohen Level und gipfelt schließlich in einer tollen Finisherparty, was mir nach einem wichtigen Rennen sehr wichtig ist. Auch das Finisherbuffet kann sich sehen lassen und lobenswert ist auch die reibungslose, schnelle Medailleneingravur. A propos Medaillen, ich finde die Finishermedaillen der Challenge Almere außergewöhnlich ansprechend!
Im Gesamten würde ich die Teilnahme an der Challenge Almere empfehlen, da man sie sehr gut mit einem Trip nach Amsterdam verbinden kann. Besonders punkten kann das Rennen mit der Schwimm-und Laufstrecke und der tollen Stimmung. Kleine Abstriche muss man bei der Organisation und auf Teilen der Radstrecke machen. Zudem muss man sich darüber bewusst sein, dass die Strecke zwar flach, aber sehr windanfällig ist und man in Almere immer mal mit kühlen Temperaturen und Regen rechnen muss.
Gesamtpunktzahl Challenge Almere
Organisation 3/5
Strecke 4/5
Stimmung 5/5
Service 4/5
Gesamt: 16/20
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