Trainingspartnerschaften- sinnvoll oder nicht?
Das Triathlontraining ist sehr vielseitig. Neben dem Training des Schwimmens, des Radfahrens und des Laufens sind in der Regel auch ein Kraft- und Athletiktraining sowie ein Beweglichkeitstraining nötig. Es ist sicher möglich, das gesamte Trainingspensum für sich ohne Unterstützung durch einen Trainingspartner durchzuziehen. Doch ist dies wirklich sinnvoll oder ist es nicht besser, Trainingspartnerschaften auszubilden und gemeinsam die sportlichen Herausforderungen zu bewältigen?
Im Folgenden werde ich auf die Vor- und Nachteile von Trainingspartnern in den einzelnen Disziplinen eingehen.
Kraft und Athletik
In etwa zweimal in der Woche betreibe ich Krafttraining. Dieses setzt sich bei mir aus den folgenden Übungen zusammen: Seilspringen, Klimmzüge, Kniebeuge, Ausfallkniebeuge, Sprünge/Hip Thrusts, Kreuzheben, Bauch, Bankdrücken, Butterfly, Seitheben/Schulterdrücken. Meist begleitet mich meine Freundin einmal in der Woche, eine Einheit muss ich häufig selbstständig durchführen.
Wie ihr seht, handelt es sich bei dem Großteil der Übungen um recht freie Übungen, bei der die Unterstützung durch einen Trainingspartner sehr hilfreich sein kann, vor allem beim Hypertrophie- und Maximalkrafttraining. Beim Bankdrücken beispielsweise merke ich, dass ich in Begleitung eines Partners wesentlich mehr an meine Grenzen gehen kann. Einerseits, weil der Partner durch seine Anwesenheit einen gewissen sozialen Druck aufbaut. Andererseits, weil man bei der Durchführung der Übung ohne Partner schnell in Probleme geraten kann. Sollte das Gewicht bei der letzten Wiederholung zu schwer sein, muss man das teils hohe Gewicht dann über den Körper abrollen oder verletzt sich vielleicht sogar. Daher schaffe ich beim Bankdrücken alleine meist etwas weniger Wiederholungen mit dem gleichen Gewicht als bei der Begleitung durch einen Trainingspartner, weil dieser mir Sicherheit gibt und im Notfall eingreifen kann. Klarer Punkt pro Trainingspartner!
2. Schwimmtraining
Das Schwimmen verkörpert für viele Triathleten sowohl in technischer als auch in mentaler Hinsicht die größte Herausforderung, weshalb ich für das Schwimmtraining das Schwimmen in einer Trainingsgruppe empfehle. Zunächst einmal hat man dabei den Vorteil eines Coaches am Beckenrand, der immer wieder gezielte Technikverbesserungen vornehmen kann. Zudem gibt dieser Coach die Trainingspläne vor, was dazu führt, dass man auch mal Serien schwimmt, die man alleine aus Bequemlichkeit nicht schwimmen würde oder wenn ja, dann nicht so intensiv. Nicht zu vergessen ist auch der soziale Aspekt des Schwimmtrainings in einer Trainingsgruppe. Zwischen dem teils eintönigen Bahnenziehen, bei dem man letztendlich immer wieder am gleichen Punkt endet, an dem man gestartet ist, kann man sich kurz unterhalten und auf diese Weise Kontakte knüpfen und das Training geht schneller vorbei. Der gewichtigste Vorteil einer Trainingsgruppe ist jedoch, dass man sportliche Konkurrenz da hat und dadurch bei wichtigen Serien einfach ein paar Prozent schneller schwimmen kann als üblich. Aus den genannten Gründen habe ich mich nun bei den Wasserfreunden München angemeldet, um bei der ersten Disziplin in Roth noch etwas besser abzuschneiden.
Im Sommer sollte man auch häufiger im Freiwasser schwimmen. Auch hier ist die Arbeit mit Trainingspartner*Innen sehr gewinnbringend, vor allem aus sicherheitstechnischen Gründen. Im Freiwasser kann man durchaus mal in eine unangenehme (Not-)Situation geraten, bei der dann der Trainingspartner sehr hilfreich sein kann. Zudem kann man sich, wenn man mehrere Trainingspartner hat, wettkampfspezifischer auf einen Triathlon vorbereiten, indem man beispielsweise die meist sehr umkämpfte Startphase eines Triathlons simuliert. Ein erneuter Punkt für Trainingspartnerschaften!
3. Radtraining
Während also beim Schwimmen und Krafttraining eine klare Tendenz für Trainingspartner gegeben ist, muss man dies beim Radfahren differenzierter betrachten.
Wenn man das Radfahren mit dem Laufen vergleicht, kann man beim Radtraining Leistungsunterschiede besser kompensieren. So kann der stärkere Radfahrer beispielsweise vorne im Wind fahren, während der schwächere Partner hinter ihm im Windschatten profitieren kann. Bei Anstiegen ist es auch mal kein Problem, dass jeder für sich alleine fährt und der stärkere Partner oben wartet oder aber umkehrt und dann den schwächeren Partner auf dem letzten Stück des Anstiegs noch ein wenig begleitet. Dieser Aspekt spricht also erst einmal klar für den Einsatz von Trainingspartnerschaften beim Radfahren, wenngleich man beachten muss, dass das Sicherheitsrisiko zum Teil größer ist als bei einer Fahrt allein. Beim Fahren zu zweit oder in der Gruppe muss man immer hellwach sein, da ein Konzentrationsfehler zum Sturz führen kann, wenn man dem Partner z.B. aus Unaufmerksamkeit ins Hinterrad fährt. Auf der anderen Seite bringt das Fahren in der Gruppe auch Erfahrung für Wettkampfsituation, bei denen immer viele Rennradfahrer auf engem Raum unterwegs sind. Zudem ist der Trainingspartner in Notsituationen natürlich ein großer Vorteil, da er z.B. erste Hilfe leisten kann oder den Notarzt verständigen kann.
Als Triathlet arbeitet man weiterhin vor allem auf dem Rad an der Grundlagenausdauer und unternimmt daher lange GA1 Ausfahrten. Dabei ist es wichtig, auch mal wirklich im lockeren aeroben Bereich zu fahren. Mit einem gewissen Schlag von Trainingspartnern kann es aber vorkommen, dass aus dieser GA1 Fahrt eine Wettkampffahrt wird. Um dies zu vermeiden, sollte man vorher klar kommunizieren, was das Ziel der Einheit ist und die Trainingspartner klug auswählen. Für GA1 Fahrten empfehle ich daher Trainingspartner, die etwas unter dem eigenen Leistungsniveau liegen. Die Vorteile solcher Ausfahrten als Gruppe liegen jedoch auf der Hand. Man hat Spaß, kann sich angeregt unterhalten und lernt sich besser kennen und die Zeit verfliegt. Im Idealfall legt man noch eine kleine Cafépause ein und schon hat man den perfekten Radtag zusammen. (Intensive) Intervalleinheiten können bei hoher Aufmerksamkeit ebenfalls gemeinsam bewältigt werden. Für diese empfehle ich einen leicht besseren Trainingspartner, um mehr gefordert zu sein und eher bereit zu sein, sich selbst zu quälen. Allerdings sollte der Niveauunterschied nicht zu groß sein, da ansonsten die Trainingsziele nicht erreicht werden und ansonsten der Spaß an der Sache schnell verloren geht.
Zusammenfassend spreche ich mich beim Radfahren also tendenziell für Trainingspartner aus. An manchen Tagen sollte man aber auch einmal alleine losziehen, um sich voll auf sich zu konzentrieren und eins mit der Natur zu werden. Ich stelle immer wieder fest, dass man beim Radfahren gut sinnieren kann und auf interessante Gedanken kommt. Des Weiteren bereiten lange Ausfahrten auf dem Rad alleine ohne Trainingspartner einem perfekt auf die mentale Belastung eines Ironmans oder einer Mitteldistanz vor, da man bei diesen am Ende auch auf sich gestellt ist.
4. Laufen
Beim Laufen fallen, wie vorhin schon angedeutet, Niveauunterschiede stärker ins Gewicht. Daher bin ich der Ansicht, dass längere Grundlagenläufe nur mit Trainingspartnern eines ähnlichen Leistungsniveaus Sinn machen. Hat man diese gefunden, ist es ähnlich wie beim Radfahren. Man kann gemeinsam die Natur erleben, sich bestens mit Gleichgesinnten unterhalten und einfach eine tolle sportliche Einheit zusammen verbringen. Kritisch ist es insbesondere, wenn der schwächere Partner sich dem Tempo des stärkeren anpassen muss. Auf diese Weise verlässt man schnell die gewünschte Trainingszone und trainiert zu intensiv. Deswegen sollte sich eher der stärkere Partner dem schwächeren Partner anpassen, da bei Grundlagenläufen häufig kein großer Unterschied zwischen z.B. 5.15 min/km oder 5.30 min/km besteht. Tempoläufe oder Fahrtspieleinheiten würde ich eher alleine trainieren wollen, um mich voll auf mich konzentrieren zu können. (Intensive) Intervalleinheiten sollten im besten Fall mit einer Trainingsgruppe nach Tempobereichen durchgeführt werden, da bei diesen wieder das gemeinsame Quälen hilft, die harte Einheit durchzuziehen. Der soziale Druck führt außerdem dazu, dass man sich ähnlich wie beim Schwimmtraining besser ausbelasten kann, als man dies alleine schaffen würde. Laufeinheiten sollten also mal alleine, mal mit Trainingspartner bewältigt werden.
5. Beweglichkeit
Das Beweglichkeitstraining sollte sehr individuell gestaltet werden und am besten mit Entspannungsübungen kombiniert werden. Hierbei wäre ein Trainingspartner eher kontraproduktiv, weil man durch diesen nur abgelenkt wäre. Hilfreich kann der Einsatz von YouTube-Videos wie von Mady Morrison sein, die den Sportler angeleitet zur Entspannung führen.
Fazit:
Sicherlich hat es ebenso einige Vorteile, wenn man sein Training überwiegend alleine oder sogar immer alleine durchzieht. Man kann das Training komplett nach dem eigenen Zeitplan strukturieren, was insbesondere für beruflich oder familiär sehr eingebundene Athleten und Athletinnen wichtig ist. Man muss keine Absprachen treffen und weist eine hohe Flexibilität auf. Weiterhin fällt es einem ggf. leichter, die angestrebten Trainingsbereiche wirklich einzuhalten, da der Aspekt des sozialen Drucks wegfällt und man sich daher nur auf die eigenen Leistungswerte konzentrieren kann.
Zugleich gibt es ein paar Nachteile des Trainings mit Trainingspartnern, die ich oben schon beschrieben habe. Insgesamt gesehen überwiegen für mich aber klar die Vorteile von Trainingspartnerschaften, insbesondere aufgrund des sozialen Aspekts. Man übt gemeinsam ein Hobby aus, kommt sich dadurch auch menschlich näher, teilt Erfolge und Misserfolge und kann sich durch das gegenseitige Pushen und den gegenseitigen Austausch über die Sportart immer weiter verbessern. Natürlich kann es dann auch einmal vorkommen, dass man zu intensiv unterwegs oder zu locker war. Aber ist das wirklich so dramatisch? Aus meiner Sicht ein ganz klares Nein. Ich persönlich sehe die Tendenz der zunehmenden Überverwissenschaftlichung des Triathlons sehr kritisch. Sicherlich hat die Wissenschaft ihre Berechtigung und sollte die Grundlage für das Training bilden, sie sollte aber nicht zum Dogma werden, vor allem nicht bei Altersklassenathleten, bei denen es letztlich vor allem auf Spaß ankommt. Und wenn man zusammen Spaß hatte, dann war es eine gute Einheit. Wir sind keine Maschinen und bei Wettkämpfen gewinnen immer noch die Athleten, die racen und nicht stur Leistungswerte abarbeiten.
Zum Abschluss noch einige Tipps zum Thema Trainingspartnerschaften:
Grundvoraussetzungen: Wohnort nicht zu weit voneinander entfernt, ähnliche sportliche Grundeinstellung, einigermaßen kompatible Zeitpläne
WhatsApp-Gruppe bilden: Kommunikation über das Training, Anfragen für gemeinsame Einheiten
Nicht nur gemeinsam trainieren, auch mal privat etwas unternehmen!
Wenn es menschlich nicht passt, Trainingspartnerschaft auslaufen lassen!
Intensiver sportlicher Austausch, gegenseitiger Wissensaustausch!
Sportliche Kompromisse eingehen, die für beide Seite vereinbar sind!
Gemeinsam Wettkämpfe bestreiten!
Bei Erfolgen gemeinsam feiern, bei Misserfolgen aufbauen!
Wie steht ihr zur Thematik? Trainiert ihr lieber für euch oder lieber mit Trainingspartnern? Lasst mir ein paar Kommentare hier. Ich würde mich freuen!
Bis bald, euer AF!
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